Hildesheim





III
Besuch des Vaters - Aufbruchstimmung und Abschiede von Kameraden - Besuch der Eltern - Lazarett im Städtischen Krankenhaus Hildesheim - Operation durch Professor König - Genesung - zur Entlassung in das Kriegsgefangenenlager Munsterlager - Entlassung - das zerstörte Hildesheim


Wenige Wochen später - der Sommeranfang hatte uns sehr schöne Tage geschenkt - hatte meine Beweglichkeit erfreulicherweise deutlich zugenommen. Gerade war ich, von einem Spaziergang kommend, in unsere Toilette gegangen, um meine umfunktionierte Rasierschale abzuschnallen, auszuschütten und sauber zu spülen, als ein Zimmerkamerad draußen vor der Tür stand und mich rief. Ich sollte sofort zurück ins Zimmer kommen, da Besuch für mich da sei. Ich rief nur zurück: "Lass mich in Ruhe. Was sollen die Scherze? Wer soll mich denn hier besuchen?" Darauf die Antwort: "Doch Herbert, dein Vater ist da." Ich konnte es nicht glauben und befestigte schnell wieder meine Hilfsvorrichtung auf dem Bauch, zog mich an und eilte in unser Zimmer. Dort stand wirklich mein Vater neben meinem Bett und unterhielt sich mit einigen meiner Kameraden. Als er mich sah, kam er auf mich zu und umarmte mich. Wir fanden beide erst einmal keine Worte. Dann setzten wir uns auf mein Bett, und mein Vater erzählte.

Meine Mutter und er waren seit Februar in großer Sorge. Sie wussten nicht, was aus mir geworden war. Post und Telefon gingen nicht, Züge fuhren nicht mehr, deutsche Zivilpersonen durften ihre Wohnorte ohne britischen Passierschein nicht verlassen. Als diese Bestimmungen aufgehoben wurden - vor wenigen Tagen - machte sich mein Vater auf den Weg nach Verden, um mich zu suchen. Er benutzte Züge, die meistens nur kurze Strecken fuhren, Güterzüge, Last- und Lieferwagen bis er tatsächlich Verden erreichte. Hier erfuhr er, dass das Lazarett Anfang April verlagert worden war. Über das Schicksal einzelner Verwundeter konnte er nichts erfahren. Da er nicht wusste, ob ich überhaupt überlebt hatte, besuchte er die Abteilung des Verdener Friedhofes, in der verstorbene Soldaten des Lazaretts beigesetzt waren und durfte dort auch die Namensliste einsehen. Da er meinen Namen in den Listen nicht vorfand, schöpfte er Hoffnung und machte sich weiter auf den Weg nach Kirchlinteln und Kirchwaldsede, unseren beiden Zwischenstationen. Auch hier konnte er nichts erfahren und setzte gleich seine Reise fort nach Rotenburg, wo er heute eintraf. Die englische Torwache hatte ihn zuerst in das Verwaltungsgebäude geführt, wo man in der Liste nachsah, meinen Namen fand und ihn dann zu uns brachte. Die englische Kommandantur wies ihm sogar in Zusammenarbeit mit der deutschen Verwaltung ein Bett an und organisierte auch die Teilnahme an unserer Verpflegung. Zwei Tage blieb mein Vater bei mir und verabschiedete sich dann mit der Absicht, meine Verlegung nach Hildesheim zu organisieren. Er hatte nämlich erfahren, dass für mich noch eine wichtige Operation anstand, nämlich eine Resektion des Darmes zum Zwecke der Zusammensetzung beider Enden. Wir wussten beide, dass in meiner Heimatstadt Hildesheim in der Chirurgie des Städtischen Krankenhauses einer der international bekannten Bauch-Chirurgen, Professor König, als Chefarzt tätig war, und sein erster Assistent war der Sohn eines Kollegen meines Vaters. Diese Verbindung sollte ihm helfen.

Es vergingen die nächsten Wochen in der üblichen Eintönigkeit unseres Lazarettlebens. Inzwischen hatten sich einige Soldaten zu einer Kabaretttruppe zusammengefunden, Stücke und Sketche geschrieben und einstudiert, die nach Überprüfung durch die englische Kommandantur freigegeben wurden. Eine kleine Freilichtbühne wurde im Park aufgebaut, und die Vorstellungen liefen, eine mit Begeisterung aufgenommene Abwechslung.

Die Anzahl der Soldaten im Lazarett verminderte sich ständig. Jede Woche fuhr einmal ein Transport mit ausgeheilten Verwundeten in eines der in der weiteren Umgebung befindlichen Kriegsgefangenenlager. Hier sollten sie dann ihre Papiere erhalten und entlassen werden. Die Stimmung der Betroffenen war sehr unterschiedlich. Das Lazarett war für viele nach der langen Zeit fast so etwas wie eine Heimat geworden, in der sie sich einigermaßen umsorgt und sicher aufgehoben fühlten und auch viele menschliche Kontakte gefunden hatten. Jetzt wussten sie nicht, was sie erwartete. Außerdem war mancher darunter, der nicht wusste, ob er in seine Heimat zurückkehren konnte, da es entweder die russische Besatzungszone war oder gar das Gebiet, das weit im Osten liegt und nun zu Polen, Russland oder der Tschechoslowakei gehört. Sie hatten meistens keine Nachrichten von ihren Angehörigen, und die Zukunft erschien ihnen ungewiss. So waren die Abschiede von unseren Kameraden, die zur Entlassung in Kriegsgefangenenlager gefahren wurden oft von einer bedrückten Stimmung überlagert und auch dem Gefühl, dass wir uns wohl kaum einmal wiedersehen werden. So ist es mir auch tatsächlich ergangen. In den nun fast 60 verflossenen Jahren seit jener Zeit habe ich keinen einzigen meiner damaligen Kameraden wiedergesehen, auch von keinem etwas gehört.

Inzwischen war die Postzustellung in der britischen Besatzungszone, zu der wir gehörten, wieder in Gang gekommen, wenn auch langsam und unzuverlässig. Ich erhielt Nachricht von meinen Eltern, dass sie sich intensiv bemühten, meine Abholung zu organisieren. Eine eventuelle Unterbringung im Städtischen Krankenhaus war schon erkundet und abgesprochen. Dort war eine separate Lazarettabteilung für verwundete deutsche Soldaten unter englischer Leitung und Bewachung eingerichtet, in der auch Bauchverletzte von Professor König betreut und operiert wurden.

Eines Tages im Juli war es dann soweit. Meine Eltern waren schon morgens früh mit einem Sanitätswagen der Hildesheimer Polizei in unserem Lazarett eingetroffen. Das war ein freudiges Wiedersehen mit meiner Mutter, die ich fast ein Jahr nicht mehr gesehen hatte. Mein Vater hatte es tatsächlich geschafft, ein Fahrzeug mit Fahrer und das notwendige Benzin für die Fahrt zu besorgen. Der neue deutsche Kommandeur der Hildesheimer Polizei, der ein Bekannter unserer Familie war, hatte ihm dabei ganz wesentlich geholfen. Nun tat sich plötzlich doch noch eine Schwierigkeit auf. In der englischen Lazarett-Kommandantur hatte man Bedenken, mich als noch kriegsgefangenen Offizier frei und ohne Bewachung abreisen zu lassen. Es gelang mir, den Lazarettkommandanten persönlich zu sprechen. Ich versicherte ihm, dass ich mit noch offener Bauchwunde und in Anbetracht weiterer dringend notwendiger Behandlung und Operation mich in Hildesheim im englischen Kriegsgefangenenlazarett melden werde. Darauf gab ich ihm mein Ehrenwort und bat um eine Bescheinigung für die Aufnahme in dem Hildesheimer Lazarett. Nun war er bereit und genehmigte meine Abreise. Die Freude bei meinen Eltern und mir war groß. Ich brauchte nur noch meine Sachen einzupacken, was in Anbetracht des geringen Umfangs kaum Zeit erforderte. Schwer fiel mir der Abschied von meinen Kameraden im Offizierszimmer. Auch von unserem Oberstabsarzt verabschiedete ich mich; er hatte noch schnell für einen kurzen Krankenbericht zur Weitergabe an die Hildesheimer Ärzte gesorgt. Dann starteten wir gleich nach dem Mittagessen zu unserer Reise. Obwohl mich eine große Unruhe und Ungeduld während der gesamten Fahrt befiel, war diese Reise von etwa 150km eine meiner glücklichsten in meinem Leben. Nachdem wir am späten Nachmittag in meinem Elternhaus in Hildesheim eingetroffen waren, entschloss ich mich, noch den Abend und die Nacht hier zu bleiben und mich erst im Laufe des nächsten Tages im Lazarett zu melden. Meine Eltern und ich hatten viel zu erzählen.

Am nächsten Vormittag, es war der 16. Juli 1945, begab ich mich dann in das Lazarett im Städtischen Krankenhaus. Nachdem alle Formalitäten im Büro erledigt waren, brachte man mich in die für mich zuständige Station, wo mir die Stationsschwester ein Einzelzimmer zuwies. Die Begrüßung war sehr nett und freundlich; ich fühlte mich hier gleich gut aufgehoben. Von englischer Besatzung war kaum etwas zu sehen, und ich hatte gar nicht das Gefühl, als Kriegsgefangener hier zu sein; alles wirkte sehr zivil.

Am nächsten Morgen erlebte ich die erste Arztvisite mit Professor König, der mir andeutete, dass die vorgesehene Operation etwa in zwei Wochen stattfinden werde. Danach würde auch das Leben für mich wieder angenehmer werden. So geschah es dann auch. Ich durfte zwei Tage vor dem Eingriff nichts mehr essen und erhielt dreimal täglich drei Löffel Rizinusöl und täglich einen Einlauf, um den Darm für die Operation zu reinigen. Der Eingriff verlief ohne Komplikationen. Ich erinnere mich nur noch, dass ich nachmittags in meinem Zimmer wieder wach wurde. Eine Schwester teilte mir mit, dass ich nun drei Tage nicht essen dürfe. Dafür erhielt ich wieder eine Traubenzuckerinfusion. Zum Abend kam dann die Nachtschwester in mein Zimmer mit einem Spritzbesteck auf einem Tablett. Sie hatte den Auftrag, mir eine Morphiumspritze zu geben, damit ich eine ruhige schmerzfreie Nacht verbrächte. Ganz entschieden lehnte ich das aber ab, weil meine Erfahrung mit Morphium mir noch in unangenehmer Erinnerung war. Ich schlief die Nacht auch ohne Morphium und hatte kaum Schmerzen.

Meine Genesung schritt in den nächsten Wochen gut voran. Wie Professor König mir angekündigt hatte, waren meine Lebensumstände durch den Fortfall der Auffangvorrichtung auf meiner Bauchwunde mit den laufenden umständlichen Bedienungsverrichtungen, dem lästigen Geruch und der Behinderung der Bewegungsmöglichkeiten erheblich angenehmer geworden. Ich war froh und glücklich. Meine noch nicht abgeheilte und nicht ganz geschlossene Bauchwunde konnte jetzt mit einer zwar großen aber weniger lästigen Verbandsabdeckung verklebt werden.

Sehr oft machte ich Besuche bei meinen Eltern. Den nicht gerade kurzen Weg dahin konnte ich allein und zu Fuß bewältigen. Viele meiner alten Bekannten und ehemaligen Klassenkameraden, sofern sie noch lebten und schon wieder zurückgekehrt waren, kamen zu Besuch. Wir tauschten Erinnerungen und unsere Kriegserlebnisse aus und machten Pläne für die Zukunft.

Vor dem Tor des Städtischen Krankenhauses stand ein englischer Soldat als Posten. Wir Verwundete, die eine ganze Krankenstation einnahmen, waren ja immer noch Kriegsgefangene. Aber davon spürten wir nichts. Beim Passieren des Tores nickte mir der englische Posten freundlich zu und ließ mich durchgehen.

So verging der gesamte August und auch noch die erste Hälfte des Septembers 1945 für mich in diesem Lazarett in meiner Heimatstadt Hildesheim in durchweg angenehmer Weise. Mein Körpergewicht, das bei der Einlieferung knapp 60 kg betrug, nahm wieder zu und damit auch mein Befinden und meine Widerstandskraft. Die Bauchwunde war fast vollständig geschlossen, nur ein kleines Stück war noch nicht verheilt und musste weiterhin mit Verbandsstoff und Pflaster verklebt werden. Es hatte sich aber auf einem großen Teil der Narbe nur eine dünne Heilhaut über den Rippen gebildet, und der Arzt empfahl mir große Vorsicht, keine körperliche Anstrengung und kein Heben von schweren Gegenständen. Das ließ sich alles auch recht gut befolgen.

Am 23. September 1945 erhielten wir am frühen Abend die Nachricht, dass diese Lazarettabteilung am nächsten Tag aufgelöst würde und die weitgehend ausgeheilten Verwundeten - zu denen auch ich gehörte - zur Entlassung in das Kriegsgefangenenlager Munsterlager in der Lüneburger Heide gefahren würdem. Wir sollten uns am nächsten Morgen um 6 Uhr früh mit unseren Sachen zur Abholung bereit halten. Daraufhin packte ich meine wenigen Habseligkeiten, die ich in meinem Zimmer hatte, gleich zusammen und brachte sie noch zu meinen Eltern, damit ich am nächsten Tag nicht mit Gepäck belastet war. Wir rechneten alle damit, dass wir nach Erledigung der Entlassungsformalitäten gleich wieder zurückgefahren würden. Ähnliches hatte man uns auch angedeutet.

Tatsächlich pünktlich um 6 Uhr früh am 24. September stand ein englischer Militär-LKW mit festen Bänken auf der Ladefläche und darüber einer Plane vor unserer Station. Ein englischer Fahrer und zwei bewaffnete englische Soldaten, die uns beim Besteigen des LKW’s behilflich waren, begleiteten uns als Wache auf unserer Fahrt nach Munsterlager.




Nach gut zweistündiger Fahrt kamen wir an unserem Ziel an, fuhren durch ein großes bewachtes Tor in den Lagerbereich und mussten aussteigen. Der LKW fuhr wieder zurück an das Lagertor. Wir standen in der Heidelandschaft, umgeben von vielen gefangenen deutschen Soldaten, die uns neugierig beguckten, und wussten nicht, was nun weiter mit uns geschehen würde. Wir erkundigten uns bei den anderen Gefangenen, deren unrasierte Gesichter und Bärte auf schon längere Anwesenheit in diesem Lager schließen ließen. Da erfuhren wir, dass die Abfertigung und Ausstellung der Entlassungspapiere viele Tage dauern könne, und erst danach erfolge dann der Rücktransport. Wir sollten uns schon hier in der Heide nach Schlafmöglichkeiten unter freiem Himmel umsehen, denn die im Gelände stehenden arg demolierten Holzbaracken könnten sie nicht empfehlen, da sie total verwanzt seien. Die Namen der zur Abfertigung anstehenden Gefangenen würden immer über Lautsprecher aufgerufen, und diese müssten sich dann bei der Kommandantur einfinden. So sah es also für uns aus. Das entsprach überhaupt nicht unseren Erwartungen. Wir aus Hildesheim eingelieferten ehemaligen Verwundeten - ich glaube wir waren 11 Leute - berieten miteinander und beschlossen, bei der englischen Kommandantur vorstellig zu werden. Da ich der einzige ehemalige Offizier unserer Gruppe war, baten sie mich, die mögliche Verhandlung zu führen, während sie draußen vor dem Gebäude warteten. Ich wurde mit einem Begleiter aus unserer Gruppe von einem englischen Posten in einen Raum geführt und musste erst einmal warten. Dann erschien ein Dolmetscher und ließ sich unser Anliegen erklären. Darauf führte er uns in einen anderen Raum, in dem ein englischer Offizier, offensichtlich Mitglied der Kommandantur, und einige andere englische Soldaten saßen. Ich wurde aufgefordert, unser Anliegen vorzutragen, das der Dolmetscher übersetzte. Ruhig hörte sich der Offizier an, dass wir ohne weitere Information als Verwundete wegen der Auflösung des Lazaretts Hildesheim, zum Teil noch mit nicht abgeheilten Wunden, heute früh zur Entlassung nach hier transportiert wurden. Einige von uns benötigten noch weitere ärztliche Betreuung. Der Offizier ließ sich die aus Hildesheim mitgelieferten Papiere und Unterlagen aus einem anderen Büroraum bringen. Er blätterte in den Papieren und las auch in einigen. Ich verstand nur den Satz: "These men can go with the next car." Wir mussten unsere draußen wartenden Kameraden holen und wurden alle in einen anderen großen Raum geführt. Unsere Entlassungspapiere wurden umgehend ausgefertigt. Wir waren erleichtert und in bester Stimmung. Was hatten wir für ein Glück gehabt!

Wir gingen sofort zum Lagertor. Dort standen noch mehrere LKW’s, die entlassene Gefangene in die verschiedenen Richtungen, ihrer Heimat entgegen, transportieren sollten. Darunter war auch ein LKW, der nach Ochtersum bei Hildesheim fahren sollte. Dort befand sich damals ein Sammellager der britischen Armee zur vorübergehenden Aufnahme heimkehrender deutscher Soldaten. Bei dem LKW standen schon einige wartende Entlassene, die wohl in diese Richtung fahren wollten. Wir gesellten uns, ausgerüstet mit den wichtigen notwendigen Papieren, zu ihnen und warteten. Es hieß, wir würden in etwa einer Stunde fahren; wir warteten aber bestimmt die doppelte Zeit. Dann kamen zwei englische Soldaten, kontrollierten unsere Entlassungspapiere, und wir konnten den LKW besteigen.

Die Rückfahrt nach Hildesheim begann. Ich hatte unterwegs bei einem kurzen Halt den englischen Fahrer überredet, bei der Durchfahrt durch Hildesheim mich doch aussteigen zu lassen, da das mein Heimatort sei und ich nicht noch eine Nacht im Lager Ochtersum verbringen wollte. Er hatte es mir zugesagt und mir empfohlen, mich auf die hinterste Bank zu setzen. Er würde am Hauptbahnhof kurz stoppen und mir ein Zeichen geben. Dann könnte ich schnell aus dem Wagen steigen. So geschah es auch.

Am späten Nachmittag des 24. September 1945 stand ich auf dem Bahnhofsplatz meiner Heimatstadt als freier Mann. Ich konnte es noch gar nicht fassen. Langsam schlenderte ich die Bahnhofsallee entlang. Die Häuser beiderseits der Straße waren Trümmerhaufen. Die Stadt war durch zahlreiche Luftangriffe, bei denen ganze Bombenteppiche auf die Innenstadt niedergingen, fast vollständig zerstört.


Tempelmarkt Hildesheim, zerstört 22. März 1945

Dann bog ich in die Bismarckstraße ein und kam an der Ruine der Bahnhofsschule vorbei. Hier war ich 1930 eingeschult worden. Viele wehmütige Gedanken gingen mir durch den Kopf, und Erinnerungen an alte Klassenkameraden tauchten auf. Was mochte aus ihnen geworden sein? Ich setzte meinen Weg fort zu meinem Elternhaus und hatte das seltsame Gefühl, irgendetwas hinter mir zu lassen. Vielleicht war es die unbewusste Ahnung, dass am heutigen Tag ein Abschnitt meines Lebens zu Ende gegangen war, dessen Erlebnisse und Erfahrungen mein weiteres Leben deutlich und nachhaltig beeinflussen würden.






Soldbuch: Herbert Wille, 1943-1944





Herbert Wille, 2009








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